Einführung

„Vereidigung ist Gottesdienst“, ließ im Herbst 1938 der katholische Mannheimer Militärpfarrer verlauten und für den feierlichen Treueschwur der Rekruten dort auf dem Schlosshof einen Altar aufbauen. „Du wirst und kannst diesen Schwur dem Führer mit Vertrauen schwören!“, so suchte er dem Nachwuchs der deutschen Wehrmacht etwaige Skrupel zu nehmen. „Der Führer weiß aus eigenster Erfahrung, was Krieg ist und heißt; er wird nicht spielen mit deinem Leben, das ihm verschworen ist.“ Und der Pfarrer fuhr fort: „Du wirst und kannst diesen Schwur mit Freuden leisten, weil du des Führers Parole kennst: Gegen den teuflischen Bolschewismus! Für unser liebes Vaterland, sein Recht, seinen Ruhm und seine Ehre!“


Drei Jahre vorher hatte der Freiburger Erzbischof Conrad Gröber – ein Exponent jener Fraktion der deutschen Bischöfe, die sich mit den Nazis zunächst zu arrangieren suchte und später auf diplomatischen Protest statt auf lauten öffentlichen Widerstand setzte – einen „übertriebenen und kraftlosen Pazifismus“ verdammt, „der im Krieg als solchem etwas Unerlaubtes und Widerchristliches erblickt und dem Unrecht die Herrschaft überlässt. Die katholischen Theologen haben immer den gerechten Krieg vom ungerechten Krieg unterschieden und es niemals in den Urteilsbereich des einzelnen mit seinen Kurzsichtigkeiten und Gefühlsstimmungen gelegt, im Kriegsfalle die Erlaubtheit oder das Unerlaubtsein zu erörtern, sondern die letzte Entscheidung der rechtmäßigen Obrigkeit überlassen.“

 

Es schien alles so einfach und klar. Millionen treuer Katholiken glaubten Hitler und seiner braunen Gefolgschaft vertrauensvoll die guten Absichten, zogen reinen Gewissens für ihn in den Krieg, verziehen ihm das, was von Judenhatz, Massakern und KZs an die Öffentlichkeit drang, bereitwillig als unangenehme Begleiterscheinung beim mühevollen Werk der nationalen Erneuerung: Bischöfe, Theologen, Gemeindepfarrer, Kanzelredner, Religionslehrer hatten sie ja in ihrer übergroßen Mehrheit ermutigt, die Zweifel beiseite zu lassen und freudig ihre Pflicht zu tun.

 

Ganz wenige Querköpfe aber waren nicht bereit, sich das selbstständige Denken austreiben und die persönliche Verantwortung abnehmen zu lassen. Gegen den übermächtigen Druck der öffentlichen Meinung, gegen den Zwang des „man macht das jetzt eben so“, gegen das ständige Trommelfeuer von guten Ratschlägen, freundlichen Ermunterungen und finsteren Drohungen von allen Seiten brachten sie es fertig, ihr Gewissen entscheiden zu lassen. Ließen sich auslachen, terrorisieren, im schlimmsten Fall einsperren und töten.

 

Einer von ihnen war der aus Tirol stammende Priester Franz Reinisch.

 


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