Reinisch-Tage 2014

Gedenkfeier am Todestag

Am 21. August 1942 wurde Pater Franz Reinisch in Brandenburg hingerichtet. Genau 72 Jahre später versammelten sich am vergangenen Donnerstag rund 140 Gläubige an seinem Grab unmittelbar neben den Urheiligtum in Vallendar-Schönstatt, um dem mutigen Priester zu gedenken. Begrüßt wurden diese von P. Theo Breitinger, Vorsitzender des Landespräsidiums der Schönstatt-Bewegung und Provinzial der Schönstatt-Patres. In einer bewegenden Andacht zitierte der Postulator des Seligsprechungsverfahrens für P. Franz Reinisch, Pallottiner-Pater Prof. Dr. Heribert Niederschlag, Ausschnitte aus dem Gefängnistagebuch vom 4. Juli 1942 des wegen Zersetzung der Wehrkraft zum Tode Verurteilten. Aus diesen Eintragungen wird deutlich, wie sehr der Tiroler als Pallottiner mit dem Gnadenort in Schönstatt spirituell verwurzelt war:

Während meiner Gefängniszeit jedoch erlebte ich nun diese weise Führung und Fügung der Gottesmutter. Hätte ich den Gnadenort Schönstatt nicht gehabt, wäre ich diesen Weg entweder nie gegangen oder ich wäre sicher abgebogen oder verzweifelt. (…) Ich versetzte mich fast dauernd ins Kapellchen: feierte geistigerweise das heilige Opfer, verrichtete dort meine Gebete: Betrachtungen, Geistliche Lesung, Tischgebete, Besuchung, Rosenkranz. Ja, ich wurde jetzt erst recht Pallottiner. Ich lernte schätzen, was die Gesellschaft unseres ehrwürdigen Stifters Vinzenz Pallotti für mich bedeutet.

Mit dem Abendsegen im Urheiligtum endete die Gedenkfeier für P. Franz Reinisch. Einen bewegenden musikalischen Schlusspunkt setzten Jugendliche aus Südamerika, die spontan die sogenannte „Reinisch-Hymne“ anstimmten, die auf dem „Sterbelied“ beruht, das P. Franz Reinisch kurz vor seinem Tod in seiner Gefängniszelle verfasst hatte.

 

„Konzert der Stille“

Nur einen Tag später, am 22. August, thematisierte ein „Konzert der Stille“ im Rahmen des Mittelrhein Musik Festivals die beispiellose Gewissensentscheidung des P. Franz Reinisch. Rund 200 Gäste verfolgten in der Pallottikirche in Vallendar-Schönstatt, nur wenige Meter entfernt von seinem Grab neben der Gnadenkapelle, einen biografischen Dialog zwischen dem kurz vor seiner Hinrichtung stehenden Priester und dessen erster großen Liebe. Der Postulator des Seligsprechungsprozesses, Pallottiner-Pater Professor Dr. Heribert Niederschlag, gab bei diesem Projekt Franz Reinischs leidenschaftlichem Kampf gegen ein menschenverachtendes und mörderisches System erneut eine Stimme. Die gelernte Schauspielerin, Journalistin und Moderatorin Katrin Wolf schlüpfte in die Rolle der ersten großen Liebe des jungen Tirolers, der in Vallendar seine spirituelle Heimat fand. Ludowika Linhard, eine Protestantin, die zu verstehen versucht, warum ihr Freund aus der Jugendzeit seinem Gewissen so vehement folgte, obwohl dieser Weg den sicheren Tod für ihn bedeuten sollte. Ein „stilles Konzert“ mit akzentuierenden musikalischen Untertönen: der Weitersburger Gisbert Wüst, Kantor und Organist in der St. Medard-Pfarreiengemeinschaft in Bendorf, interpretierte mit seinem virtuosen Orgelspiel den schwierigen und einsamen Entscheidungsweg des Pallottiner-Priesters, der durch innere Kämpfe und äußeren Druck gekennzeichnet war.

Ein Mitschnitt des Konzerts, sowohl als Video- als auch als Audioversion, wird zeitnah veröffentlicht.

Gedenkgottesdienst in der Pallottikirche

Die Veranstaltungen rund um den Todestag von P. Franz Reinisch fanden am Sonntagmorgen mit einem Gedenkgottesdienst der pallottinischen Gemeinschaft in der Pallottikirche  ihren festlichen Abschluss. Prof. P. Dr. Heribert Niederschlag zelebrierte gemeinsam mit dem Provinzial der Schönstatt-Patres, P. Theo Breitinger, dem Vize-Postulator im Reinisch-Seligsprechungsprozess, P. Dr. Adalbert Kordas, dem früheren Beauftragten für die Vorbereitung für die Reinisch-Seligsprechung, P. Dr. Werner Weicht,  dem ehemaligen Rektor des Urheiligtums, P. Dr. Michael Johannes Marmann und dem neuen Rektor des Urheiligtums, Pater Antonio Bracht, die Heilige Messe. In seiner Predigt betonte Prof. P. Dr. Heribert Niederschlag die Bedeutung des Gebetes bei der Entscheidungsfindung. Im Gebet hat P. Reinisch auch die Kraft gefunden, die Verweigerung des Eides auf Hitler bis zum Ende durchzuhalten. Rund 270 Gottesdienstbesucher nahmen an dem Abschlussgottesdienst der Reinisch-Tage teil.

 

 


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