Gedichte

Pater Franz Reinisch ist eine Inspiration für viele Gläubige. Sein mutige Gewissensentscheidung fordert heraus, sich selbst zu hinterfragen und gibt im besten Fall Denkanstöße für das eigene Handeln.

Pater Reinisch wird von vielen Menschen verehrt. Einige von ihnen verleihen dieser Verehrung auf besondere Weise Ausdruck - zum Beispiel durch ein Gedicht.

HEILIG:SELIG:SPRECHUNG:

 

einer wie wir machte ganz ERNST

und streckte sich nach seiner BERUFUNG

franz reinisch (fr)

 wurde zum hofnarren für hitler

kindlich, mahnend, unverstanden

fr wurde zum diamanten für die menschen

wunderschön, wertvoll, blutrot

fr wurde zum propheten für die menschen

kritisch, vorausschauend, wahrhaftig

fr wurde zum blutzeugen für die menschen

leidend, konsequent, todesmutig

fr wurde zum heiligen für die menschen

menschlich, geisterfüllt, gottesfürchtig

fr wurde zum vater für die menschen

einsam, bergend, zärtlich

fr wurde zu einem feuer für die menschen

leuchtend, hell, faszinierend

fr wurde zum widerhaken für die menschen

unbequem, widerständig, neinsagend

fr wurde zur reibungsfläche für die menschen

wärmend, kratzend, bremsend

fr wurde zum seligen für die menschen

lebendig, glücklich, froh

fr wurde zu einem echten pallotti-apostel für die menschen

liebend, sehnend, schönstättisch


fr wurde zu einem blutspender für die menschen

selbstlos, fruchtbar, altruistisch

fr wurde zu einem häuflein asche neben dem urheiligtum

leicht, klein, still

fr wurde zu einem echten cardinal der katholischen kirche

blutrot, christusliebend, kirchenkritisch

AMEN, JA, AMEN

 franz-josef tremer

(copyright by Franz-Josef Tremer)

Zur Interpretation: die Kleinschreibung weist auf die Demut von Reinisch hin, sie soll zeigen, dass Reinisch am 21.8.42 ganz ausgelöscht werden sollte, deswegen auch die Verbrennung seines Leichnams, er ist in Theologen- und Historikerkreisen sehr vergessen.

Das Gedicht ist Kunst und damit ganz frei, kirchenrechtliche und theologische Beschränkungen, die  für die Bezeichnung „selig“ und „heilig“ gelten, sind im Bereich der poetischen Kunst hinfällig. Das Gedicht ist für Mystiker geschrieben.

Das Durchbrechen der Orthografie soll auch auf das Durchbrechen des nazistischen Massenmenschentums durch Franz Reinisch hinweisen. Die Kriegsdienstverweigerer wurden als Psychopathen angesehen.

Der Autor

Alexander Legniti ist Leiter der städtischen Friedhöfe Innsbrucks. Sein Werk umfasst aktuell rund 3.200 Gedichte. Seit langer Zeit schon verehrt der 53-jährige Pater Franz Reinisch. Dem Pallottiner-Pater sind die folgenden Gedichte gewidmet.

Foto: Dr. Christine Pernlochner-Kügler

Alleine?

Dein Glaube ließ dich stark sein,

sowie auch die Liebe zu den andern.

Doch warst du damit fast allein,

und du musstest auch alleine wandern.

Deine Mutter an der Hand,

fragtest du sie ob sie so bestehen würde,

wie Maria an der Freskowand,

und ob sie Stand hielt dieser Bürde.

Sie müsse es, das meinte sie,

und ließ dich los und geh'n.

Du gingst alleine weiter wie

im bösen Traum,

den wir bis heute nicht versteh'n.

Ja, bis zum Ende,

gingst du nun allein.

Der Einz'ge, der an deiner Seite stände,

sollte bloß der Herrgott sein.

Rosen wolltest du vom Himmel streuen,

in wundervoller Pracht.

Du wolltest selbst den Tod nicht scheuen,

und hast die mut'ge Tat allein vollbracht.

 

Legniti Alexander ©  Für Pater Franz Reinisch

Innsbruck, 06.02.2014

 

 

Dein Kreuzweg

Du gingst ihn gewissenhaft,

bis zu deinem Ende,

den Kreuzweg, den nicht ein jeder schafft,

weil er nicht jedem zu Gesichte stände.

Jede Station

gingst du bedacht,

wie ein gerechter Sohn,

der weiß, dass über ihn sein Vater wacht.

Schritt für Schritt,

ohne vom Weg abzukommen,

und dein Vater ging mit,

doch du warst deiner Mutter aus den Händen genommen.

Bis zur Kreuzabnahme stand sie dir bei,

bot dir ihr liebendes Geleit.

Dann gab sie dich frei,

und es kam deine einsame Zeit:

Dein letzter Weg hier auf Erden,

bis hin zum Schafott.

Du wolltest nie einer werden,

einer von vielen im gleichatmigen Trott.

 

Legniti Alexander © für Pater Franz Reinisch

Innsbruck, 13.05.2014

 


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