Verehrer

Papst Pius XII.

"Was Sie sodann in einem dritten Schreiben dem Heiligen Vater über die Zahl der im Kriege Gefallenen und Verwundeten und über jene berichtet haben, die ihrer Freiheit beraubt und in Konzentrationslagern dem Elend preisgegeben sind, das hat eine Wunde berührt, an der der Hl. Vater schon lange schwer leidet.

Sie haben in einem eigenen Briefe das Beispiel jenes Mitbruders beschrieben, der mit dem Fallbeil hingerichtet wurde. Der Heilige Vater ist im Zweifel, ob er Euch wegen des Verlustes eines Mitgliedes von solch hochherziger Haltung beklagen, oder ob er Euch zur Glorie, die jener erworben, seinen Glückwunsch aussprechen soll."

 


Auszug eines Briefes Se. Eminenz Kardinal Aloysius Maglione, Staatssekretär von Papst Pius XII., an den Generaloberen der Pallottiner (18. August 1943)

 

Joachim Kardinal Meisner; Foto: Erzbistum Köln

Der inzwischen verstorbene Alt-Erzbischof Joachim Kardinal Meisner schrieb anlässlich des 40. Todestages von Pater Reinisch (21. 8. 1982) in einem Brief an P. Klaus Brantzen ISch: „Wenn uns in Gegenwart und Zukunft etwas nötig ist, dann sind es die Glaubenszeugnisse der Menschen, die Christus nachgefolgt sind mit ungeteiltem Herzen. Alles andere ist letztlich in der Kirche überflüssig. - Ich danke Ihnen nochmals, daß Sie Sorge tragen, daß die Spuren von Pater Reinisch nicht verweht werden.“

In einem nachfolgenden Schreiben ergänzte er noch diese Worte: „Wir schauen auf die Heiligen, um Christus nachzufolgen. Wir in Berlin sind so arm an kanonisierten Heiligen, aber reich an Glaubenszeugen der letzten Jahrzehnte. Zu ihnen gehört auch Pater Reinisch. Darum steht es einem Berliner Bischof gut an, wenn er junge Menschen auffordert, aus seinem Lebensweg Ermutigung und Kraft für die eigene Christusnachfolge zu schöpfen.“

Erzbischof Joachim Kardinal Meisner, zum damaligen Zeitpunkt Bischof von Berlin (1980-1989)

(*25. Dezember 1933 in Breslau, Niederschlesien           † 5. Juli 2017 in Bad Füssing, Niederbayern)

 

Quelle: Klaus Brantzen (Hrsg.), Märtyrer der Gewissenstreue. Neuwieder, Neuwied 1987. 

Foto: Diözese Innsbruck Dr. Reinhold Stecher, Bischof von Innsbruck von 1981-1997; Foto: Diözese Innsbruck

"Wenn ich an P. Reinisch denke, fällt mir immer ein Granitblock in einem hochwasserführenden, rauschenden Bergbach ein, an dem die erdbraunen Fluten zerschellen und der Gischt nach allen Seiten stäubt. Das war seine Rolle in jener Flut, die über Tirol im Jahre 1938 hereinbrach und in diesem Land zur radikalsten Kirchenverfolgung im damaligen deutschen Reich führte. Ich habe selbst von dieser Flut etwas abbekommen, als ich als 18jähriger unter der Anschuldigung der Organisation einer Wallfahrt wegen "Widerstandes gegen die Staatsgewalt" ins Gefängnis der Gestapo, und im letzten Augenblick vom KZ-Transport wegkam. Ich habe als junger Priester nach dem Krieg anlässlich einer Hausmission die Angehörigen von P. Reinisch kennengelernt, die noch immer vom Schrecken der vorhergehenden Jahre gezeichnet waren.

Ich weiß, dass das, was er getan hat, nicht einfach von jedem Christen verlangt war.

Aber weil ich weiß, wie schwer jene Tage und Bedrängnisse waren, neige ich mich in Ehrfurcht vor diesem granitenen Gewissen. Und dies umso lieber, als wir heute eher in einer Gesellschaft leben, in der Schaumgummi und Weichspüler dominieren."

 

Dr. Reinhold Stecher, Bischof von Innsbruck

(* 22. Dezember 1921 in Innsbruck † 29. Januar 2013 in Innsbruck)

Aus: KA - Katholisches Apostolat, Juni 6/92

 

"In dieser Woche (Anmerk.: Sept. 2013)  leite ich hier im Schönstatt-Zentrum Memhölz Bergexerzitien. Heute war als Tagestour eine Wanderung vom Hahnenkamm über das Sabachjoch, vorbei unter der Köllenspitze nach Nesselwängle geplant - eine Tour in den Tiroler Bergen. Als Tagesthema begleitete uns der "Gipfel der Heiligkeit".
Erst gestern Abend kam mir plötzlich der Gedanke, alle dazu gesammelten Gedanken an P. Reinisch aufzuzeigen und ihn der Gruppe mit seinem Gipfelweg zur Heiligkeit vorzustellen. Von den 7 Teilnehmern ist er vier Personen ziemlich gut bekannt, drei hörten heute zum ersten Mal von ihm. So saßen wir auf 2000 m Höhe, die Köllenspitze im Rücken, die Tiroler Bergwelt vor uns, und ich erzählte von P. Reinsich.
Unser Weg führte anschließend abwärts ins Tal mit Zwischenstation Gimpelhaus. Die letzten 10 Minuten vor diesem Haus war der Waldweg buchstäblich mit Rosen bestreut! Rote, gelbe, weiß-rote Rosenblätter lagen diese ganze Wegstrecke entlang. Ein aufmerksamer Teilnehmer machte uns mit seinem Ruf darauf aufmerksam. Es war für uns alle eine sehr tiefgehende Begegnung mit P. Reinisch.
Eine Teilnehmerin, die P. Reinisch eigentlich schon lange kennt, meinte, sie habe durch den Impuls und dieses Ereignis wieder richtig Lust bekommen, sich neu in die Lebensbeschreibung P. Reinischs zu vertiefen.
Jemand meinte im Blick auf den Rosenregen: P. Reinisch wollte sich offensichtlich bedanken dafür, dass wir uns mit ihm beschäftigt haben."

Sr. Ingrid Maria Krickl, die im "Haus der Familie" in Memhölz im Allgäu wirkt.

Wie P. Franz Reinisch ein Freund der Musik und der Literatur: Franz-Josef Tremer und seine „Reinisch-Karte“.

Gegen das Vergessen arbeiten - Ein Fan von Pater Franz Reinisch erzählt


Limburg/15.01.2010 - Gegen das Vergessen will seit letztem September eine ökumenische Initiative in Berlin-Plötzensee mit einem neuen Gedenkzentrum arbeiten. Gegen das Vergessen arbeitet auch Franz-Josef Tremer. Wo immer er kann, erinnert er an P. Franz Reinisch. Der Gemeindereferent im Bistum Würzbug lächelt, wenn er erzählt, dass er manchem schon mit seiner Reinisch-Verehrung auf den Wecker gegangen sei. „Aber dieser Mann darf nicht vergessen werden. Sein Zeugnis und seine Gewissensentscheidung sind gerade heute sehr wichtig und vorbildlich."

Mit der Schönstattjungend seiner Pfarrei war der junge Franz-Josef Tremer in einem Zeltlager gewesen; dort hatte der heute 47jährige erstmals von Reinisch gehört. Und dann 1980 während eines Pilgermarsches von Maria Ehrenberg nach Bad Kissingen. „Als 18jähriger nimmt man alles auf wie eintrockener Schwamm."

Der Schüler hatte sich schon immer für den Widerstand im Nazi-Deutschland interessiert. Jetzt rückt ihm die Person von P. Franz Reinisch immer näher. Während des Studiums in Würzburg und Münster befasst er sich mit dem Pallottiner-Pater, der den Fahneneid verweigerte. Er liest viel und schreibt selber Texte über Reinisch. Er nimmt Kontakt auf mit den Patres Werner Weicht und Josef Danko, die sich seitens der Pallottiner um die Vorarbeiten zu einem Seligsprechungsprozess bemühen. „Zufälle" machen den interessierten Theologen immer wieder neu auf P. Rheinisch aufmerksam. So findet sich in seiner weiteren Heimat Bad Kissingen in der Pfarrkirche eine Reinisch-Plakette, die früher in der Kaserne angebracht war. Hierher war Franz Reinisch 1942 einberufen worden. Hier hatte er seine Verweigerung ausgesprochen. Von hier war er in das Gefängnis nach Berlin-Tegel gebracht worden.

In Würzburg muss der Student immer mal wieder durch die Sedanstraße. Und er erinnert sich, dass P. Reinisch durch die Sedanstraße zum Militärgefängnis und zum Kriegsgericht musste. Der Student beginnt, nach Spuren von P. Reinisch im Bistum Würzburg zu suchen. Und er stößt auf Menschen, die Vorträge und Einkehrtage, die P.Reinisch von Schönstatt aus hielt, besuchten. Sie erzählen beeindruckt von seinen regimekritischen Predigten, die dem Pater 1940 das Predigtverbot der Gestapo einbrachten. Eine Frau überlässt ihm eine Karte, die Maria unter dem Kreuz zeigt und auf der ein Gruß von P. Reinisch steht. Der Gefängnispfarrer in Tegel hatte P. Reinisch ein paar Karten für letzte Grüße gegeben und diese dann an Freunde gesandt.

Der unbequeme Pallottiner war 1941 in die Wehrmacht einberufen worden. Am 1. Februar 1902 im österreichischen Feldkirch geboren, hatte er nach dem Abitur zunächst Jura studiert. In Studentenexerzitien hatte er einen ersten Kontakt zu den Pallottinern. Franz Reinisch wechselt zur Theologie und wird am 29. Juni 1928 im Dom in Innsbruck zum Priester geweiht. Noch im gleichen Jahr beginnt er sein Pallottiner-Noviziat in Untermerzbach, arbeitet dann in verschiedenen Niederlassungen und wird 1938 nach Schönstatt versetzt. Hier kommt seine Rede- und Predigt-Begabung voll zu Geltung.

Der Einberufungsbefehl löst in ihm sofort den Ruf des Gewissens aus. Er kann und will auf Hitler keinen Eid leisten. Alle Brücken, die man ihm baut, schlägt er aus; alle Einwände seiner Familie und seiner Gemeinschaft beeindrucken ihn nicht. P. Franz Reinisch bleibt seinem Gewissen treu gemäß seinem Motto „Unverrückbar wie die Berge der Heimat steht mein Glaube an Christus und Maria". Vom Volksgerichtshof in Berlin wird er zum Tode verurteilt; das Urteil wird am 21. August 1942 vollstreckt.

Franz-Josef Tremer ist nach Berlin gefahren und hat sich das Fallbeil angesehen. Was der Todeskandidat wohl gedacht, empfunden habe, das interessiert den Reinisch-Verehrer. Viele seiner Fragen bleiben offen. Wichtiger ist für Tremer sein Respekt vor dem Seelsorger, vor der Entscheidung und dem geraden Weg Reinischs. „Ich hoffe auf seine Seligsprechung."

aus: Pallottis Werk - daheim und draußen (04/09, S. 10)

 

 

Franz-Josef Tremer erforscht bereits seit vielen Jahren das Leben und Wirken von P. Franz Reinisch. Immer wieder veröffentlicht er seine Erkenntnisse in Fachpublikationen und Tageszeitungen.

Hier sein Aufsatz unter dem Titel "'Bei mir beißen die auf Granit' - Der Kriegsdienstverweigerer Franz Reinisch", erschienen in epd-Dokumentation 2/2008.

Wir veröffentlichen den Beitrag mit freundlicher Genehmigung des Autor. Bei Rückfragen ist er gerne ansprechbar: franz.tremer@gmx.de. 

 

Tremer, Franz-Josef - "Bei mir beißen die auf Granit"
Tremer Franz-Josef - Gegen den Strom.pd[...]
PDF-Dokument [137.1 KB]

Anrufen

E-Mail

Anfahrt