Norbert Reinisch über seinen Großonkel

P. Franz Reinisch SAC

"Und wenn ich mit dir sterben müsste, so will ich dich nicht verleugnen". So kennen wir die Antwort von Petrus an Jesus aus der Matthäuspassion. Immer wieder, wenn ich die Vertonung der Matthäuspassion von Johann Sebastian Bach höre, kommt mir unweigerlich die Verbindung zu Pater Franz Reinisch in die Gedanken.

Mein Großonkel hat mit seiner Entscheidung bewusst in Kauf genommen, sein Leben zu opfern, nur um seinem Glauben und seiner Überzeugung treu zu bleiben. In seinem Gefängnistagebuch schreibt er zu uns: „Mein Lebensopfer soll ein Hohelied werden auf die Würde des Menschen: innere Freiheit, ausreifend bis zur Freiheit der Kinder Gottes!“ (Auszug aus: Feldmann, Christian. „Einen Eid auf Hitler? Nie!.“ Patris Verlag, 2012.)

Er demonstriert uns, dass selbst in der Todeszelle derjenige frei sein kann, der mit sich im Reinen ist. Durch seinen Widerstand verleiht er seinem aber auch unserem Leben Würde. Das darf nie vergessen werden und gerade am Todesgedenken von Franz Reinisch muss sein Widerstand und die Würde des Menschen mit im Mittelpunkt stehen. Sein Widerstand soll gerade auch uns widerstandsfähig machen, damit auch wir unser Leben in dieser Würde leben können.

Unsere Aufgabe muss es sein, die Erinnerung an Pater Franz Reinisch aufrecht zu erhalten, um so sein geistiges Erbe weiter tragen zu können. Unserem christlichen Leben geben Menschen, die in dunklen Zeiten dem Bösen Widerstand geleistet haben, erst einen Sinn.

Franz Reinisch war ein solcher Mensch. Ein Mensch, der auf seinem Leidensweg gestärkt durch seinen Glauben, sein Gewissen und Gottes Hilfe, unerschütterlich geistigen Widerstand leistete, um endlich als Lamm hingerichtet zu werden. Uns bleibt nur zu bitten, diese Stärke auf uns zu übertragen und alles daran zu setzen, diesen Märtyrer an die Seite der vielen Seligen und Heiligen zu setzen, die uns Kraft und Glauben schenken. Wie vielen von uns wurde diese Stärke wohl bereits zuteil?

Diese Zeilen sollte eigentlich mein Vater Franz Reinisch schreiben, der Neffe von Pater Franz Reinisch, der mit seiner Erinnerung an seinen Onkel ein glühender, wenn auch leiser Verehrer war. Er durfte Pater Franz Reinisch als Kind und Jugendlicher auch als Mensch in der Familie kennen lernen. So sehr ich ihm die ewige Ruhe jetzt gönne, tut es mir umso mehr leid, dass er die Seligsprechung seines Onkels als einer der wenigen Lebenszeugen Pater Franz Reinischs nicht mehr miterleben durfte, da er am Beginn dieses Jahres verstorben ist.

Ich selbst habe mein Leben nicht zuletzt auch dem Umstand zu verdanken, dass mein Vater auf einer Pilgerfahrt nach Schönstatt die Bekanntschaft meiner Mutter machte. Mein Vater kam Anfang der 50er Jahre das erste Mal zum Grab seines Onkels und lernte Hans Hockeler, einen der eifrigsten Mitarbeiter in der Anfangszeit des Josef-Kentenich-Hofes, kennen. Er wurde in dessen Familie aufgenommen und lernte so meine Mutter Agnes kennen.

Und nach dem Tod meines Vaters gibt es damit nur mehr eine Hand voll Menschen aus unserer Familie, die den verehrenswerten Franz Reinisch zumindest aus deren Kindheitstagen erleben durften. Ich bin daher, wie so viele von Ihnen auf das Andenken angewiesen.

Beten wir zu Gott, dass die mit der Seligsprechung befassten Kongregation und die Entscheidungsträger ebenso die Notwendigkeit einer positiven Entscheidung erkennen mögen, dass kommende Generationen die Lebensentscheidung dieses Märtyrers des Gewissens weitertragen und verstehen können.

Wir leben heute scheinbar in einer glücklicheren Zeit, in der wir unseren Glauben in der christlichen Gemeinschaft leben und erleben dürfen. Wir wissen aber auch um die Verfolgung vieler Christen in anderen Teilen unserer Erde.

Umso mehr bedarf es dem Erhalt des Zeugnisses von Pater Franz Reinisch, damit wir an seinem Beispiel in seinem Glauben, in seiner Würde unseren Glauben und unsere Würde erkennen.

 

 

 


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