Sterbelied

Am selben Tag, an dem Edith Stein im Konzentrationslager Auschwitz vergast wurde, am 9. August 1942, schrieb Pater Reinisch in seiner Gefängniszelle in Berlin-Tegel sein „Sterbelied“ nieder, einen an Maria gerichteten Hochgesang auf innere Freiheit und Würde des Menschen, die jeder Verfolgung und sogar dem Tod trotzen.

 

 

„Du bist das große Zeichen,
voll Licht im Sonnenglanz!
Umflutet und durchglutet
von Gottes Liebe ganz!
Ich möchte´ als Liebesflamme,
Maria, Jungfrau rein,
im kleinen Heiligtume
von Dir entzündet sein.

 

Du stehst als Leidensrose
beim Kreuz ganz groß und still,
und sprichst Dein Ja zum Opfer,
weil´s Gott so haben will!
Auch heute ruft Gott wieder
nach einer Heldenschar.
Drum bringe mich, o Mutter,
als Liebesopfer dar.

 

O Königin der Welten,
gebiet´ dem Sturm der Zeit.
Die Satansbrut zertrete,
Du Siegerin im Streit!
Apostel lass mich werden!
Als Ritter steh´ ich da.
Und sterbend will ich lächeln:
O liebe MTA!“


 „Sterbelied“ von Franz Reinisch,
 verfasst im Gefängnis Berlin-Tegel, 9. August 1942


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