Berlin
Pater Reinisch Gedenkfahrt anlässlich seines 75. Todestages
Am 75. Todestag von Pater Franz Reinisch sind wir zur JVA in Brandenburg an der Havel gefahren.
Stellvertretend für die Menschen in aller Welt, die Pater Reinisch verehren, haben wir an diesem besonderen Tag seinem Tod an der Hinrichtungsstätte gedacht. Wir haben miteinander – und auch jeder in Stille gebetet. Dort ist das Fallbeil zu sehen mit dem Auffangbehälter für den Kopf und der darunterliegenden Vertiefung mit dem Gitter, wo das Blut ablief. Wie muss das Herz der Menschen geschlagen haben, als sie hier eintraten.
Es fällt nur sehr wenig Licht durch die geöffnete Tür in den fensterlosen Raum. An der Wand sind die Worte, die der zuständige Staatsanwalt sprach, nachdem die Identität festgestellt und der Urteilsspruch nochmals verlesen wurde zu lesen: „Scharfrichter walten sie Ihres Amtes“ – der letzte Satz, den die Verurteilten hörten.
Zum Tode verurteilt und hingerichtet, weil er seinem Gewissen treu sein wollte.
Hingerichtet, weil er nicht „Massenmensch“ sein wollte – sich nicht dem „Mainstream“ entsprechend verhalten wollte.
Hingerichtet, weil er mit klaren Worten die politische Führung kritisierte, hingerichtet weil er sich dem Druck nicht beugen wollte und standhaft blieb.
Hingerichtet – ein Märtyrer der Gewissenstreue.
Emotional sehr bewegt verließen wir die JVA und fuhren dann in die nahe gelegene Nikolaikirche, die an die Opfer des Nationalsozialismus erinnert. Im Seitenschiff ist dort eine Gedenktafel mit dem Namen von Pater Reinisch angebracht. Wir feierten Hl. Messe - es konzelebrierten Pfr. Gerhard Ernst und Pater Klaus Krenz. Im Anschluss entzündeten wir Kerzen an der Gedenktafel, sangen sein Sterbelied: „Du bist das große Zeichen“, beteten für Pater Reinisch und baten um seine Fürsprache für uns.
Das Dritte Reich ist gottlob untergegangen, wir dürfen in einer Demokratie leben und unsere Meinung frei äußern. Wir alle dürfen unseren Glauben frei bekennen und ihn leben. Menschen, wie Pater Reinisch sind für die Freiheit der Gewissensentscheidung in den Tod gegangen. Er ist uns Vorbild, dass auch wir heute klar und fest zu unseren Entscheidungen stehen müssen. Wir sind aufgerufen heute zu schauen und zu hören, wo Gott mich braucht, meine Sendung zu erkennen und diesen Weg dann konsequent gehen, auch wenn es Opfer von uns fordert.
Text: Natascha Neumann